Songphilosophie

Still wars ohne Musik – Offline statt remote

Schon lang ist der letzte Blogeintrag her, der Grund dafür ganz einfach. Seit nun circa einem Jahr, stand meine Welt der Musik still.

 

Die Musik weggeschlossen

Der 11. März ist mir noch im Gedächtnis wie gestern. Es war ein Mittwoch und nicht nur mein letzter Tag in der Uni, sondern auch mein letztes Konzert. Ich habe nicht gewusst, was sich nach diesem Tag alles ändern wird, ich wusste nur damals schon, dass man Momente genießen muss, wenn sie passieren. Und so habe ich unglaublich viele Erinnerungen von nur diesem Tag! Einer der ersten warmen Tage des Jahres, wir konnten unseren Kaffee vor dem Unigebäude in der Sonne trinken, so wunderschön. Im Sonnenuntergang ging es zu einem der intensivsten Konzerte, die ich besuchte, von Agnes Obel. Die Klänge und was sie in mir auslösten habe ich tief im Gedächtnis abgespeichert und bin so dankbar, dass ich diesen Abend in seiner Fülle erleben konnte. Denn ich wusste nicht, dass ich die Musik danach für eine ganze Weile sehr weit wegschließen würde, genauso wie wir Menschen uns selbst.

Lockdown-Blues

Uns allen tat diese Zwangspause im letzten Frühling glaube ich seelisch ganz gut. Ich muss ehrlich sagen (bedingt durch mein Leben in den Niederlanden), ich habe mich gut gefühlt in meinem Tagesablauf, denn ich konnte mich auf mich konzentrieren und die nervigen Momente des Tages waren einfach ausgeknipst, weil ich mich quasi wie im Urlaub befand. Gut, die Uni war dann doch etwas belastend und natürlich hing ein trauriger, schwerer Schleier über jedem Tag des letzten Jahres. Den Grund, den wir alle kennen, werde ich in Zukunft übrigens nicht beim Namen nennen, das haben wir alle schon viel zu oft. Doch ob bei Spaziergängen oder beim Kochen, ich hatte das Gefühl aufholen zu können. Da fand dann auch das erste Online-Konzert für mich statt, was ich in dem Moment sehr genossen habe. Doch nach einer Weile hatte ich dann aufgeholt, mit all den Sachen, für die ich sonst keinen Gedanken fand und realisierte aber, dass meine Zwangspause noch weiterhin Zwang bleiben würde, obwohl ich eigentlich schon wieder bereit für das Abenteuer der Zwanziger war.

Verbannung und Zorn der Musik

Und wenn man dann so Zeit hat seinen Gedanken nachzuhängen und die Situation in der man sich befindet immer wieder analysiert und selber nicht die Freiheit hat, sie zu ändern, dann stößt man irgendwann auf viele, viele Gefühle. Zuerst rettete ich mich noch irgendwie über den Sommer, sozusagen “das Beste aus der Situation machen”, doch das reichte mir dann irgendwann auch. Ich merkte in der Zeit gar nicht, dass wenn ich Musik anhatte, es meist nur eine belanglose Playlist war. Nicht falsch verstehen, Playlisten passen super in den Alltag, doch für jemanden wie mich, die Musik immer fühlt und lebt, ist ein Gedudel im Hintergrund eher untypisch. Ich hatte die Musik, die mich bewegt, weggeschlossen, und das ziemlich unbewusst. Nicht zuletzt resultierte das aus meiner Unzufriedenheit mit der Gelähmtheit der Unterhaltungsbranche, der Musikbranche ganz besonders während des erzwungenen Stillstandes.

 

Ich war zornig, denn ich selbst stehe für die Dinge und Menschen ein, die mir am Herzen liegen, genauso für meine Werte und Absichten. Und das fehlte mir von Künstlern, deren ganzes Konzert-Team auf einmal Hartz IV beantragen muss oder in Leere und Depression abrückt. Natürlich ist das jetzt sehr allgemein gehalten. Das ist Absicht, denn es spiegelt meine Empfindungen zu dem Zeitpunkt wieder. Niemand tat etwas, mir war dieser Stillstand zu wider. Ich konnte nicht einfach akzeptieren, dass die Situation jetzt ist wie sie eben ist. Ich konnte nicht akzeptieren, dass ich wahrscheinlich nie wieder  auf einem Festival mit 20 Menschen auf einem Quadratmeter stehen würde. Und umso mehr nervte es mich dann, wenn Musiker, die ich hier auf dem Blog hoch gelobt habe, der Gesellschaft vorwerfen, sie solle sich mal zusammenreißen und nicht so ungeduldig sein. Nur so am Rande, dieser spezielle Musiker war nie auf Live-Einnahmen, geschweige denn die Einnahmen durch seine Musik angewiesen.

Kurze Rede, langer Sinn

Und diese ganzen Emotionen, die ich hier nur kurz angerissen habe, führten mich in eine Ecke, in der keine Freude auf mich wartete. Wie auch, denn die Musik, die mich träumen ließ, war weit weg. Meine emotionale Verbindung zu Musikern und ihren Songs durch Zorn unterbrochen. Es ging soweit, dass ich gewisse Lieder überspringen musste, wenn sie mal zufällig in der Warteschlange auftauchten. Ich konnte einfach in meinem Unverständnis nicht darüber hinwegsehen. Doch all diese schweren Tage, der Frust und Schmerz führten mich an diesen heutigen Tag. Nach viel Reflektion und Denkzeit, habe ich viele Eindrücke und Schlüsse gesammelt, die ich jetzt teilen möchte. Die folgenden Beiträge sollen nicht auf Negativität konzentriert sein. Sie sollen sich auch nicht allzu sehr mit dem vergangenen Jahr beschäftigen, nur wenn es Hintergrund-Infos liefert.

Anstatt dessen möchte ich mich mit meiner Zukunft, mit der Zukunft meiner Liebe zu Musik und der Musikbranche allgemein zuwenden. Ich möchte Fragen sammeln und beantworten.

 

Seid gespannt!

 

PS:

Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay

Video von Pixource / Pixabay

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